Braun­brust­igel (Eri­nace­us euro­paeus)

Der Braun­brust­igel ist eines der bekann­tes­ten Wild­tie­re Euro­pas und ein stil­ler Beglei­ter unse­rer Gär­ten, Parks und Feld­rän­der. Mit sei­nem sta­che­li­gen Rücken, der dunk­len Schnau­ze und den neu­gie­ri­gen Knopf­au­gen ist er vie­len Men­schen ver­traut – und doch weiß man oft erstaun­lich wenig über sein tat­säch­li­ches Leben. Vor allem nachts ist der Braun­brust­igel aktiv und durch­streift sein Revier auf der Suche nach Nah­rung. In den letz­ten Jahr­zehn­ten ist er jedoch immer stär­ker unter Druck gera­ten, sodass sein Schutz heu­te wich­ti­ger ist denn je.

Braunbrustigel (Erinaceus europaeus)
Braun­brust­igel (Eri­nace­us euro­paeus)

Wich­ti­ge Eigen­schaf­ten des Braun­brust­igels

Der fol­gen­de Steck­brief soll Dir einen ers­ten Über­blick über den Braun­brust­igel geben:

Wis­sen­schaft­li­cher NameEri­nace­us euro­paeus
Fami­lieIgel (Eri­nacei­dae)
Grö­ßeca. 22–30 cm
Gewicht800–1.500 g (vor dem Win­ter­schlaf oft schwe­rer)
Lebens­er­war­tung3–7 Jah­re (in frei­er Wild­bahn oft kür­zer)
Ver­brei­tungEuro­pa, vor allem Mit­tel- und West­eu­ro­pa
Lebens­raumGär­ten, Hecken­land­schaf­ten, Wald­rän­der, Parks
Nah­rungInsek­ten, Wür­mer, Schne­cken, Spin­nen
Fort­pflan­zung1 Wurf pro Jahr mit 3–6 Jung­tie­ren
Sozi­al­ver­hal­tenEin­zel­gän­ger
Kom­mu­ni­ka­ti­onSchnau­fen, Fau­chen, lei­se Lau­te
Beson­de­re Merk­ma­leSta­chel­kleid, Win­ter­schlaf
Rol­le im Öko­sys­temRegu­liert Insek­ten- und Wir­bel­lo­sen­be­stän­de
Gefähr­dungRegio­nal gefähr­det durch Lebens­raum­ver­lust

Äuße­re Merk­ma­le des Braun­brust­igels

Der Braun­brust­igel ist leicht an sei­nem dich­ten Sta­chel­kleid zu erken­nen, das aus etwa 5.000 bis 7.000 ein­zel­nen Sta­cheln besteht. Die­se Sta­cheln sind kei­ne Waf­fen im eigent­li­chen Sinn, son­dern umge­bil­de­te Haa­re aus Kera­tin, die dem Braun­brust­igel vor Fress­fein­den schüt­zen. Bei Gefahr spannt er sei­ne kräf­ti­ge Rücken­mus­ku­la­tur an, zieht Kopf, Bei­ne und Schwanz ein und rollt sich zu einer fes­ten Kugel zusam­men. In die­ser Hal­tung sind nur noch die har­ten Sta­cheln sicht­bar, wäh­rend die emp­find­li­chen Kör­per­par­tien gut geschützt sind. Sei­ne Brust und sein Gesicht sind – wie der Name ver­rät – braun gefärbt, oft mit hel­le­ren Spit­zen an den Sta­cheln, was ihm ein leicht gespren­kel­tes Aus­se­hen ver­leiht.

Auf­fäl­lig ist die spit­ze Schnau­ze mit dem fei­nen Geruchs­sinn, der für die nächt­li­che Nah­rungs­su­che von zen­tra­ler Bedeu­tung ist. Der Braun­brust­igel nimmt sei­ne Umwelt weni­ger über das Sehen als über Rie­chen und Hören wahr. Sei­ne Augen sind klein, aber licht­emp­find­lich und auf das Sehen in der Däm­me­rung ange­passt. Das Gehör ist her­vor­ra­gend ent­wi­ckelt und hilft ihm, selbst lei­se Bewe­gun­gen von Beu­te­tie­ren im Laub wahr­zu­neh­men. Die kur­zen Bei­ne wir­ken auf den ers­ten Blick unbe­hol­fen, sind jedoch kräf­tig und aus­dau­ernd. Dadurch kann der Braun­brust­igel über­ra­schend schnell lau­fen, klei­ne­re Hin­der­nis­se über­win­den und sogar schwim­men, wenn er gezwun­gen ist, Gewäs­ser zu über­que­ren. Sei­ne brei­ten Pfo­ten mit kräf­ti­gen Kral­len eig­nen sich zudem her­vor­ra­gend zum Gra­ben und zum Anle­gen von Nes­tern, in denen er tags­über ruht oder den Win­ter­schlaf ver­bringt.

Arten und Ver­brei­tung des Braun­brust­igels

Der Braun­brust­igel ist eine von meh­re­ren Igel­ar­ten in Euro­pa. In Deutsch­land ist er die häu­figs­te und bekann­tes­te Art. Sein Ver­brei­tungs­ge­biet reicht von Spa­ni­en über Mit­tel­eu­ro­pa bis nach Skan­di­na­vi­en und Tei­le Ost­eu­ro­pas. Dabei bevor­zugt der Braun­brust­igel struk­tur­rei­che Land­schaf­ten mit Hecken, Gebü­schen und aus­rei­chend Ver­steck­mög­lich­kei­ten.

Beson­ders wohl fühlt er sich in natur­na­hen Gär­ten und klein­tei­li­gen Kul­tur­land­schaf­ten. Rei­ne Nadel­wäl­der, stark ver­sie­gel­te Städ­te oder inten­siv bewirt­schaf­te­te Agrar­flä­chen mei­det er hin­ge­gen zuneh­mend, da dort Nah­rung und Unter­schlupf feh­len.

Lebens­raum des Braun­brust­igels

Der Braun­brust­igel ist ein ech­ter Kul­tur­fol­ger und lebt häu­fig in der Nähe des Men­schen, ohne dabei zutrau­lich zu sein. Beson­ders wohl fühlt er sich in abwechs­lungs­rei­chen Lebens­räu­men mit Hecken, Sträu­chern, Laub­hau­fen und wil­den Ecken. Natur­na­he Gär­ten, Fried­hö­fe, Parks und Feld­rän­der bie­ten ihm idea­le Bedin­gun­gen. Wich­tig sind vor allem Ver­steck­mög­lich­kei­ten für den Tag und für den Win­ter­schlaf.

Pro­ble­ma­tisch wird es für den Braun­brust­igel dort, wo Gär­ten „auf­ge­räumt“ sind. Ver­sie­gel­te Flä­chen, Mäh­ro­bo­ter, ste­ri­le Rasen­flä­chen und feh­len­de Hecken machen es ihm schwer, Nah­rung zu fin­den oder siche­re Ruhe­plät­ze anzu­le­gen. Auch Zäu­ne ohne Durch­läs­se kön­nen sei­ne nächt­li­chen Wan­de­run­gen stark ein­schrän­ken, denn ein Braun­brust­igel legt pro Nacht meh­re­re Kilo­me­ter zurück.

Ver­hal­ten und Kom­mu­ni­ka­ti­on des Braun­brust­igels

Der Braun­brust­igel ist ein aus­ge­spro­che­ner Ein­zel­gän­ger. Tags­über schläft er gut ver­steckt unter Laub, Holz­sta­peln oder in selbst­ge­bau­ten Nes­tern aus Gras und Blät­tern. Erst in der Däm­me­rung wird er aktiv und begibt sich auf Nah­rungs­su­che. Dabei ver­lässt er sich stark auf sei­nen Geruchs- und Gehör­sinn.

Zur Kom­mu­ni­ka­ti­on nutzt der Braun­brust­igel ver­schie­de­ne Lau­te. Bei Erre­gung oder Gefahr faucht und schnauft er laut, wäh­rend er bei der Part­ner­su­che lei­se Klick- und Pfeiflau­te von sich geben kann. Beson­ders auf­fäl­lig sind die Geräu­sche, wenn er nachts durch tro­cke­nes Laub raschelt – oft ist das das ers­te Zei­chen, dass ein Igel im Gar­ten unter­wegs ist.

Fort­pflan­zung und Auf­zucht der Jung­tie­re des Braun­brust­igels

Die Paa­rungs­zeit des Braun­brust­igels beginnt meist im Mai und reicht bis in den August. Nach einer Trag­zeit von etwa 35 Tagen bringt das Weib­chen drei bis sechs Jung­tie­re zur Welt. Die­se wer­den blind und mit wei­chen, zunächst wei­ßen Sta­cheln gebo­ren. Schon nach weni­gen Stun­den wach­sen die dunk­le­ren Sta­cheln nach, und die Jung­tie­re ent­wi­ckeln sich rasch.

In den ers­ten Wochen blei­ben die Jung­igel im Nest und wer­den aus­schließ­lich gesäugt. Nach etwa drei bis vier Wochen begin­nen sie, fes­te Nah­rung auf­zu­neh­men und die Umge­bung zu erkun­den. Spä­tes­tens im Herbst müs­sen sie ein aus­rei­chen­des Gewicht errei­chen, um den Win­ter­schlaf zu über­ste­hen. Gera­de spä­te Wür­fe haben es dabei oft schwer, genü­gend Fett­re­ser­ven anzu­le­gen.

Ernäh­rung des Braun­brust­igels

Der Braun­brust­igel ist ein Insek­ten­fres­ser und ernährt sich haupt­säch­lich von Käfern, Lar­ven, Regen­wür­mern, Spin­nen und ande­ren Wir­bel­lo­sen. Auch Schne­cken und gele­gent­lich Aas ste­hen auf sei­nem Spei­se­plan. Pflanz­li­che Nah­rung spielt nur eine sehr unter­ge­ord­ne­te Rol­le.

In Zei­ten von Nah­rungs­man­gel – etwa im Spät­herbst, bei lan­ger Tro­cken­heit oder wenn Jung­tie­re zu leicht für den Win­ter sind – kann der Mensch dem Braun­brust­igel gezielt hel­fen. Bewährt hat sich das Anbie­ten von hoch­wer­ti­gem, unge­würz­tem Kat­zen­fut­ter, am bes­ten mit hohem Fleisch­an­teil. Die­ses lie­fert schnell ver­füg­ba­re Ener­gie und Eiweiß, das der Igel drin­gend benö­tigt, um Fett­re­ser­ven auf­zu­bau­en. Wich­tig ist, das Fut­ter boden­nah in einer fla­chen Scha­le bereit­zu­stel­len und immer fri­sches Was­ser anzu­bie­ten. Milch ist unge­eig­net und kann zu schwe­ren Ver­dau­ungs­pro­ble­men füh­ren.

Natür­li­che Fein­de des Braun­brust­igels

Der Braun­brust­igel ver­fügt mit sei­nem dich­ten Sta­chel­kleid über einen wir­kungs­vol­len Schutz, den­noch hat er eini­ge natür­li­che Fein­de. Zu die­sen zäh­len vor allem der Dachs und der Uhu, die gelernt haben, selbst zusam­men­ge­roll­te Igel zu erbeu­ten. Auch Füch­se stel­len ins­be­son­de­re für jun­ge, uner­fah­re­ne oder geschwäch­te Tie­re eine Gefahr dar. Für gesun­de, aus­ge­wach­se­ne Braun­brust­igel sind natür­li­che Fein­de jedoch meist kein gro­ßes Pro­blem, da sie sich bei Bedro­hung effek­tiv ver­tei­di­gen und ihre Fein­de früh­zei­tig wahr­neh­men kön­nen.

Sehr viel gefähr­li­cher als tie­ri­sche Fein­de sind heu­te mensch­li­che Ein­flüs­se. Der zuneh­men­de Stra­ßen­ver­kehr for­dert jedes Jahr unzäh­li­ge Opfer, da Braun­brust­igel bei ihren nächt­li­chen Wan­de­run­gen häu­fig Stra­ßen über­que­ren müs­sen. Auch Mäh­ro­bo­ter stel­len eine ernst­haf­te Bedro­hung dar, beson­ders in den Abend- und Nacht­stun­den, wenn die Tie­re aktiv sind. Hin­zu kom­men Pes­ti­zi­de, die sowohl direkt schäd­lich sein kön­nen als auch die Nah­rungs­grund­la­ge des Braun­brust­igels ver­rin­gern. Der Ver­lust struk­tur­rei­cher Lebens­räu­me durch ver­sie­gel­te Flä­chen, auf­ge­räum­te Gär­ten und inten­si­ve Land­wirt­schaft führt dazu, dass vie­le Braun­brust­igel weder aus­rei­chend Nah­rung noch siche­re Rück­zugs­or­te fin­den. All die­se Fak­to­ren tra­gen dazu bei, dass vie­le Tie­re ihr natür­li­ches Lebens­al­ter nicht errei­chen.

Bezie­hung zwi­schen Mensch und Braun­brust­igel

Der Braun­brust­igel hat seit Jahr­hun­der­ten einen fes­ten Platz in der Nähe des Men­schen. Frü­her galt er als nütz­li­cher Gar­ten­be­woh­ner, weil er zahl­rei­che Schäd­lin­ge fraß und so ganz selbst­ver­ständ­lich zum öko­lo­gi­schen Gleich­ge­wicht bei­trug. Auch heu­te noch pro­fi­tiert der Braun­brust­igel von natur­na­hen Gär­ten, in denen Laub lie­gen blei­ben darf, Hecken wach­sen und Durch­gän­ge zu Nach­bar­grund­stü­cken vor­han­den sind. Sol­che Struk­tu­ren ermög­li­chen ihm nicht nur die Nah­rungs­su­che, son­dern auch siche­re Wege durch sein Revier.

Du kannst dem Braun­brust­igel aktiv hel­fen, indem Du Dei­nen Gar­ten igel­freund­lich gestal­test. Dazu gehö­ren Laub­hau­fen, Holz­sta­pel, wil­de Ecken und der kon­se­quen­te Ver­zicht auf che­mi­sche Pflan­zen­schutz­mit­tel. Beson­ders wert­voll ist außer­dem ein gut plat­zier­tes Igel­haus. Es bie­tet dem Braun­brust­igel einen geschütz­ten Unter­schlupf für den Tag, zur Auf­zucht der Jung­tie­re oder für den Win­ter­schlaf. Wich­tig ist, dass das Igel­haus ruhig, tro­cken und schat­tig steht und nicht regel­mä­ßig gestört wird. In beson­de­ren Situa­tio­nen – etwa bei unter­ge­wich­ti­gen Jung­igeln im Herbst oder nach lan­gen Tro­cken­pe­ri­oden – kann zusätz­lich eine geziel­te Zufüt­te­rung sinn­voll sein, um dem Braun­brust­igel beim Über­le­ben zu hel­fen.

Fazit & Zusam­men­fas­sung zum Braun­brust­igel

Der Braun­brust­igel ist ein fas­zi­nie­ren­des, nacht­ak­ti­ves Wild­tier und ein wich­ti­ger Bestand­teil unse­rer hei­mi­schen Tier­welt. Mit sei­ner Rol­le als Insek­ten­fres­ser trägt er wesent­lich zum öko­lo­gi­schen Gleich­ge­wicht bei. Gleich­zei­tig ist er zuneh­mend bedroht durch Lebens­raum­ver­lust, Ver­kehr und inten­si­ve Gar­ten­pfle­ge.

Wenn Du dem Braun­brust­igel begeg­nest, kannst Du mit ein­fa­chen Maß­nah­men viel bewir­ken: Ein natur­na­her Gar­ten, siche­re Rück­zugs­or­te und – in Aus­nah­me­si­tua­tio­nen – das Füt­tern mit geeig­ne­tem Kat­zen­fut­ter hel­fen ihm, schwie­ri­ge Zei­ten zu über­ste­hen. So wird der Braun­brust­igel auch in Zukunft ein lei­ser, aber wert­vol­ler Nach­bar blei­ben, den man vor allem nachts an sei­nem cha­rak­te­ris­ti­schen Rascheln erken­nen kann.

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