Jemen­cha­mä­le­on (Cha­mae­leo calyp­tra­tus)

Das Jemen­cha­mä­le­on zählt zu den beein­dru­ckends­ten Rep­ti­li­en der Welt – nicht nur wegen sei­ner Fähig­keit, die Far­be zu wech­seln, son­dern auch wegen sei­nes mar­kan­ten, hel­m­ähn­li­chen Kopf­kamms. Wenn Du die­ses außer­ge­wöhn­li­che Cha­mä­le­on beob­ach­test, erkennst Du schnell, war­um es vie­le Ter­ra­ri­en­freun­de in sei­nen Bann zieht: ele­gan­te Bewe­gun­gen, fas­zi­nie­ren­de Mus­ter und ein Ver­hal­ten, das an klei­ne Bau­m­akro­ba­ten erin­nert. Ursprüng­lich stammt das Jemen­cha­mä­le­on von der Ara­bi­schen Halb­in­sel, wo es in feuch­ten Berg­re­gio­nen und tro­cke­ne­ren Savan­nen­land­schaf­ten lebt. Es gehört zu den far­ben­präch­tigs­ten Ver­tre­tern sei­ner Fami­lie und begeis­tert jeden, der sich für Rep­ti­li­en inter­es­siert.

Jemenchamäleon (Chamaeleo calyptratus)
Jemen­cha­mä­le­on (Cha­mae­leo calyp­tra­tus)

Wich­ti­ge Eigen­schaf­ten des Jemen­cha­mä­le­ons

Der fol­gen­de Steck­brief soll Dir einen ers­ten Über­blick über das Jemen­cha­mä­le­on geben:

Wis­sen­schaft­li­cher NameCha­mae­leo calyp­tra­tus
Fami­lieCha­mä­le­ons (Cha­mae­leo­ni­dae)
Grö­ßeMänn­chen bis 55 cm, Weib­chen bis 35 cm
Gewicht80–180 g
Lebens­er­war­tungMänn­chen 5–8 Jah­re, Weib­chen 3–5 Jah­re
Ver­brei­tungJemen, süd­west­li­ches Sau­di-Ara­bi­en
Lebens­raumBewal­de­te Gebie­te, Busch­land, Oasen­re­gio­nen
Nah­rungInsek­ten, gele­gent­lich Pflan­zen­an­tei­le
Fort­pflan­zungEiab­la­ge; 20–70 Eier pro Gele­ge
Sozi­al­ver­hal­tenEin­zel­gän­ge­risch
Kom­mu­ni­ka­ti­onFarb­wech­sel, Kör­per­spra­che
Beson­de­re Merk­ma­leGro­ßer Helm, Greif­schwanz, Zan­gen­fü­ße, Farb­wech­sel
Rol­le im Öko­sys­temRegu­liert Insek­ten­po­pu­la­tio­nen
Gefähr­dungNicht gefähr­det, aber Lebens­raum­ver­lust regio­nal rele­vant

Äuße­re Merk­ma­le des Jemen­cha­mä­le­ons

Das Jemen­cha­mä­le­on ist ein ech­ter Blick­fang. Beson­ders auf­fäl­lig ist sein hoher Kopf­kamm, der bei Männ­chen deut­lich grö­ßer aus­fällt und bis zu 6 cm Höhe errei­chen kann. Die­ser Helm dient ver­mut­lich der Regu­lie­rung des Was­ser­haus­halts, indem er Kon­dens­was­ser auf­fängt – ein Vor­teil in tro­cke­nen Regio­nen.

Typisch für Cha­mä­le­ons besitzt das Jemen­cha­mä­le­on zan­gen­ar­ti­ge Füße, die per­fekt zum Klet­tern geeig­net sind. Je drei Zehen auf der äuße­ren und zwei auf der inne­ren Sei­te bil­den eine Art Greif­zan­ge, mit der es Äste sicher umschließt. Dazu kommt der Greif­schwanz, der eben­falls aktiv ein­ge­setzt wird, um das Gleich­ge­wicht in luf­ti­gen Höhen zu hal­ten.

Sei­ne Far­ben­pracht reicht von Grün- und Gelb­tö­nen bis hin zu Tür­kis, Oran­ge­strei­fen oder inten­si­ven Kon­tras­ten. Männ­chen zei­gen meist kräf­ti­ge­re Far­ben und aus­ge­präg­te­re Mus­ter als Weib­chen. Der Farb­wech­sel dient nicht – wie oft ange­nom­men – haupt­säch­lich der Tar­nung, son­dern vor allem der Kom­mu­ni­ka­ti­on: Stress, Paa­rungs­be­reit­schaft oder Revier­ver­hal­ten wer­den durch deut­li­che Farb­va­ria­tio­nen sicht­bar.

Arten und Ver­brei­tung des Jemen­cha­mä­le­ons

Das Jemen­cha­mä­le­on ist eine eigen­stän­di­ge Art inner­halb der Gat­tung Cha­mae­leo. Unter­ar­ten wer­den der­zeit nicht aner­kannt, aber es exis­tie­ren regio­na­le Vari­an­ten, die sich leicht in Fär­bung oder Grö­ße unter­schei­den kön­nen. Sein natür­li­ches Ver­brei­tungs­ge­biet umfasst den Wes­ten Jemens sowie Tei­le Süd­west-Sau­di-Ara­bi­ens.

Dort lebt die Art sowohl in feuch­te­ren Gebirgs­aus­läu­fern als auch in tro­cke­nen Wadis, Gär­ten und Oasen­land­schaf­ten. Beson­ders bemer­kens­wert: Das Jemen­cha­mä­le­on zeigt eine erstaun­li­che Anpas­sungs­fä­hig­keit an kli­ma­tisch unter­schied­li­che Regio­nen. Dadurch konn­te es sich auch in Gebie­ten eta­blie­ren, in die es durch Men­schen ein­ge­schleppt wur­de, etwa in Flo­ri­da oder auf Hawaii.

Lebens­raum des Jemen­cha­mä­le­ons

Der Lebens­raum des Jemen­cha­mä­le­ons ist viel­fäl­ti­ger, als man auf den ers­ten Blick ver­mu­ten könn­te. Obwohl es ursprüng­lich aus Regio­nen stammt, die oft mit Tro­cken­heit in Ver­bin­dung gebracht wer­den, bevor­zugt es Lebens­räu­me, die Struk­tur­reich­tum und aus­rei­chend Vege­ta­ti­on bie­ten. In den ber­gi­gen Gebie­ten Jemens fin­det man es häu­fig in Höhen­la­gen zwi­schen 1.000 und 2.500 Metern, wo feuch­te­re Luft und dich­te­rer Pflan­zen­be­wuchs herr­schen. Dort klet­tert es auf Büschen, klei­nen Bäu­men und in land­wirt­schaft­li­chen Gär­ten.

In tro­cke­ne­ren Land­schaf­ten nutzt es eben­falls die vor­han­de­ne Vege­ta­ti­on, etwa Aka­zi­en, Dorn­bü­sche oder Oasen­pflan­zen. Ent­schei­dend ist für das Jemen­cha­mä­le­on immer, genü­gend erhöh­te Sitz­war­ten zu haben, von denen aus es Insek­ten erspä­hen kann. Auch Tem­pe­ra­tur­un­ter­schie­de zwi­schen Son­ne und Schat­ten spie­len eine Rol­le: Als wech­sel­war­mes Tier sucht es gezielt Berei­che auf, in denen es sei­ne Kör­per­tem­pe­ra­tur regu­lie­ren kann.

In men­schen­na­hen Gebie­ten taucht das Jemen­cha­mä­le­on häu­fig in Obst­gär­ten, Park­an­la­gen und Hecken­struk­tu­ren auf. Durch sei­ne Anpas­sungs­fä­hig­keit kann es dort sta­bi­le klei­ne Popu­la­tio­nen bil­den.

Ver­hal­ten und Kom­mu­ni­ka­ti­on des Jemen­cha­mä­le­ons

Das Jemen­cha­mä­le­on ist ein mar­kan­ter Ein­zel­gän­ger. Begeg­nun­gen mit Art­ge­nos­sen fin­den meist nur in der Paa­rungs­zeit statt oder wenn es zu zufäl­li­gen Über­schnei­dun­gen bei der Nah­rungs­su­che kommt. Beson­ders Männ­chen sind ter­ri­to­ri­al und zei­gen ein­drucks­vol­le Droh­ge­bär­den: Sie blä­hen ihren Kör­per auf, fär­ben sich inten­si­ver und heben den Kopf­kamm an, um grö­ßer und impo­san­ter zu wir­ken.

Auch die Fort­be­we­gung hat ihren ganz beson­de­ren Cha­rak­ter. Cha­mä­le­ons bewe­gen sich in einem typi­schen Wie­ge­schritt, bei dem sie leicht vor- und zurück­pen­deln. Die­ses Ver­hal­ten dient der Tar­nung, denn es erin­nert an vom Wind beweg­te Blät­ter oder Zwei­ge.

Ein wich­ti­ges Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel ist der Farb­wech­sel. Dabei ver­ra­ten die Far­ben viel über den kör­per­li­chen oder emo­tio­na­len Zustand des Tie­res:

  • Kräf­ti­ge, leuch­ten­de Far­ben zei­gen Domi­nanz oder Paa­rungs­be­reit­schaft.
  • Dunk­le, gedämpf­te Far­ben wei­sen auf Stress, Angst oder Krank­heit hin.
  • Hel­le Farb­tö­ne wer­den genutzt, um Hit­ze zu reflek­tie­ren und den Kör­per zu küh­len.

Auch Kör­per­spra­che – wie seit­li­ches Dre­hen, Auf­stel­len des Kamms oder das Öff­nen des Mauls – spielt eine ent­schei­den­de Rol­le in der Ver­stän­di­gung.

Fort­pflan­zung und Auf­zucht der Jung­tie­re des Jemen­cha­mä­le­ons

Die Fort­pflan­zung des Jemen­cha­mä­le­ons ist eng an kli­ma­ti­sche Bedin­gun­gen gebun­den. In sei­ner Hei­mat fin­det die Paa­rungs­zeit typi­scher­wei­se wäh­rend oder kurz nach den Regen­zei­ten statt, wenn Nah­rung im Über­fluss vor­han­den ist. Männ­chen wer­den dann beson­ders aktiv und suchen gezielt nach emp­fäng­nis­be­rei­ten Weib­chen.

Kommt es zur Paa­rung, zeigt das Weib­chen zuvor eine cha­rak­te­ris­ti­sche Farb­än­de­rung – sanf­te Rosé- und Gelb­tö­ne signa­li­sie­ren Bereit­schaft. Nach der Paa­rung legt das Weib­chen, je nach Kör­per­grö­ße und Gesund­heits­zu­stand, 20 bis 70 Eier in eine selbst gegra­be­ne Erd­höh­le ab. Die Inku­ba­ti­ons­zeit beträgt etwa 6 bis 9 Mona­te.

Die Jung­tie­re schlüp­fen voll­stän­dig selbst­stän­dig und begin­nen unmit­tel­bar mit der Jagd nach klei­nen Insek­ten. Eine akti­ve Brut­pfle­ge durch das Mut­ter­tier gibt es nicht. Den­noch sind die klei­nen Cha­mä­le­ons erstaun­lich gut an das Leben im Geäst ange­passt: Schon kurz nach dem Schlupf kön­nen sie klet­tern, Farb­wech­sel durch­füh­ren und Nah­rung auf­spü­ren. Ihre Über­le­bens­ra­te hängt stark von Umwelt­be­din­gun­gen, Feuch­tig­keits­wer­ten und Fut­ter­an­ge­bot ab.

Ernäh­rung des Jemen­cha­mä­le­ons

Das Jemen­cha­mä­le­on ist ein über­wie­gend insec­tiv­o­rer Jäger, der sich auf beweg­li­che Beu­te spe­zia­li­siert hat. Es frisst Heu­schre­cken, Gril­len, Flie­gen, Mot­ten, Käfer und ande­re Glie­der­fü­ßer. Sei­ne Jagd­tech­nik ist spek­ta­ku­lär: Mit sei­ner extrem lan­gen, kleb­ri­gen Zun­ge, die bis zur andert­halb­fa­chen Kör­per­län­ge her­vor­schnel­len kann, erbeu­tet es Insek­ten in Sekun­den­bruch­tei­len. Die Zun­ge funk­tio­niert wie ein elas­ti­scher Kata­pult­me­cha­nis­mus – prä­zi­se, schnell und ener­gie­ef­fi­zi­ent.

Inter­es­san­ter­wei­se nimmt das Jemen­cha­mä­le­on im Ver­gleich zu vie­len ande­ren Cha­mä­leon­ar­ten auch pflanz­li­che Nah­rung zu sich. Es knab­bert gele­gent­lich an Blät­tern, jun­gen Trie­ben oder Früch­ten. For­scher ver­mu­ten, dass dies der zusätz­li­chen Was­ser­auf­nah­me oder dem Aus­gleich bestimm­ter Mine­ral­stof­fe dient.

Was­ser gewinnt das Jemen­cha­mä­le­on in der Natur haupt­säch­lich über Tau und Regen, die es von Blät­tern abschleckt. Freie Was­ser­flä­chen wer­den eher sel­ten genutzt.

Natür­li­che Fein­de des Jemen­cha­mä­le­ons

In frei­er Wild­bahn ist das Jemen­cha­mä­le­on trotz sei­ner beein­dru­cken­den Tarn­fä­hig­kei­ten nicht ohne Fein­de. Zu den wich­tigs­ten natür­li­chen Räu­bern gehö­ren Greif­vö­gel, beson­ders Habich­te und Bus­sar­de, die das lang­sa­me, expo­nier­te Beu­te­tie­re im Geäst leicht erspä­hen kön­nen. Auch Schlan­gen, dar­un­ter Baum­schlan­gen und Boden­jä­ger, stel­len eine erheb­li­che Gefahr dar – vor allem für Jung­tie­re, die noch klei­ner und weni­ger wehr­haft sind.

Säu­ge­tie­re wie Mungos, wild­le­ben­de Kat­zen oder sogar Rat­ten kön­nen eben­falls Jagd auf Cha­mä­le­ons machen, beson­ders in men­schen­na­hen Gebie­ten. Die Haupt­ver­tei­di­gungs­stra­te­gie des Jemen­cha­mä­le­ons besteht aus Tar­nung, reg­lo­ser Hal­tung und plötz­li­chen Farb­wech­seln, die für Sekun­den­bruch­tei­le Ver­wir­rung stif­ten. Gelingt die Flucht nicht, faucht das Cha­mä­le­on, öff­net sein Maul weit und zeigt eine dunk­le Droh­fär­bung.

Bezie­hung zwi­schen Mensch und Jemen­cha­mä­le­on

Das Ver­hält­nis zwi­schen Mensch und Jemen­cha­mä­le­on ist zwie­späl­tig. Einer­seits ist die Art auf­grund ihrer Far­ben­pracht und Robust­heit zu einem belieb­ten Ter­ra­ri­en­tier gewor­den. Vie­le Hal­ter schät­zen ihre Beob­ach­tungs­fä­hig­keit, das ruhi­ge Wesen und das fas­zi­nie­ren­de Ver­hal­ten der Tie­re. Ande­rer­seits führt der inter­na­tio­na­le Han­del immer wie­der zu Pro­ble­men, wenn Wild­fän­ge unkon­trol­liert ent­nom­men wer­den oder Hal­tungs­be­din­gun­gen unter­schätzt wer­den.

In sei­ner Hei­mat spielt das Jemen­cha­mä­le­on auch eine öko­lo­gi­sche Rol­le, indem es Insek­ten­po­pu­la­tio­nen natür­lich redu­ziert – ein indi­rek­ter Vor­teil für die Land­wirt­schaft. Gleich­zei­tig gefähr­den zuneh­men­de Ver­städ­te­rung, Rodun­gen und Kli­ma­ver­än­de­run­gen lokal sei­ne Lebens­räu­me. Die Art gilt glo­bal jedoch der­zeit als nicht gefähr­det, pro­fi­tiert aber in eini­gen Regio­nen von Schutz­maß­nah­men und Bil­dungs­pro­gram­men, die den ver­ant­wor­tungs­vol­len Umgang mit Rep­ti­li­en för­dern.

Fazit & Zusam­men­fas­sung zum Jemen­cha­mä­le­on

Das Jemen­cha­mä­le­on ist ein ein­zig­ar­ti­ges Rep­til, das Dich mit sei­ner Far­ben­pracht, sei­nem Baum­klet­ter­ta­lent und sei­nen außer­ge­wöhn­li­chen Anpas­sun­gen sofort in den Bann zieht. Als Bewoh­ner der Ara­bi­schen Halb­in­sel meis­tert es sowohl feuch­te­re Berg­re­gio­nen als auch tro­cke­ne­re Lebens­räu­me – eine bemer­kens­wer­te öko­lo­gi­sche Fle­xi­bi­li­tät. Sei­ne Fähig­keit zur Farb­kom­mu­ni­ka­ti­on, die beein­dru­cken­de Zun­gen­me­cha­nik und der cha­rak­te­ris­ti­sche Kopf­helm machen es zu einem der fas­zi­nie­rends­ten Cha­mä­le­ons über­haupt.

Für Natur­freun­de, Bio­lo­gie­in­ter­es­sier­te und Ter­ra­ri­en­hal­ter bie­tet das Jemen­cha­mä­le­on span­nen­de Ein­bli­cke in die Welt der Rep­ti­li­en. Gleich­zei­tig erin­nert es dar­an, wie wich­tig der Schutz von Lebens­räu­men und ein ver­ant­wor­tungs­be­wuss­ter Umgang mit Wild­tie­ren sind. Wenn Du Dich ein­mal inten­si­ver mit die­sem Tier beschäf­tigst, wirst Du schnell spü­ren, wie viel es noch über sei­ne Bio­lo­gie, sein Ver­hal­ten und sei­ne Umwelt zu ent­de­cken gibt.

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